Ohne Goldstaub – Ayurveda im Alltag

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Ich scrolle durch meinen Feed: hier ein Rabattcode für einen Tee, dort das trölfzigste ätherische Öl, dann noch Apfelessig und Zitrone als Pulver – alles, damit’s schneller geht. Natürlich zum vierfachen Preis. Manchmal fühlt sich Ayurveda & Co wie ein Luxus für die oberen 10.000 an:
Zwanzig Gläser Pulver im Regal, ein Diffusor, der mehr kostet als der Wocheneinkauf, und ätherische Öle sammeln wir im Setzkasten wie früher die Figuren aus dem Ü-Ei. Nicht zu vergessen die Yoga-Leggings für 80 Euro – weil wir uns schließlich bewegen, aber bitte stilvoll.

Aber ehrlich: Ayurveda war nie Luxus.

Hätte es geschichtlich betrachtet auch nicht sein können. Ursprünglich war Ayurveda kein exklusives Heilsystem für eine Elite, sondern ein praktisches, ganzheitliches Konzept für alle, die im Einklang mit sich und ihrer Umwelt leben wollten. Eingebettet in die Natur, in den Rhythmus der Jahreszeiten, in das soziale Miteinander. Es war nie ein Produkt. Es war und ist eine Praxis.


Und ätherische Öle haben zwar ihren Preis, aber eine kleine, feine Auswahl, mit Bedacht genutzt, reicht oft völlig aus. Luxus ist hier eher die Qualität – nicht der Schnickschnack drumherum.

Ein Zungenschaber. Je ein gutes Öl für Gesicht und Körper. Ingwer und Ghee aus dem kleinen Laden um die Ecke. Ein paar Gewürze, die in jedem Supermarkt zu finden sind.
Dazu eine kleine Auswahl an ätherischen Ölen, die wirklich durch den Tag begleiten. Das reicht. Mehr braucht’s nicht, um Routinen zu leben, die wirken.

Gesundheit selbst in die Hand nehmen

Wir leben in einem Dauerbetrieb, einem ständigen Rennmodus.
Termine, Deadlines, Social Media – alles drängt, alles muss schnell gehen. Eine Welt in der Überinformation. Da vergisst man leicht, dass Gesundheit kein Nebenprodukt ist, das man „nebenbei“ anhäuft, wie Geld oder Likes. Oder schlimmer noch, ein Business um „nebenbei“ Geld oder Likes anzuhäufen.

Heute erleben wir eine paradoxe Entwicklung: Gesundheit wird zur Ware, zur Marke, zum Statussymbol. Detox-Kuren für 900 Euro, Retreats mit „Healing Vibes“, Öle bei denen wohl Goldstaub reingemischt wurde – du bist es dir hoffentlich wert.

Im Ayurveda gibt es den Begriff Sadvritta – das rechte Verhalten. Es beschreibt ethisch-moralische Prinzipien wie Mitgefühl, Bescheidenheit, Wahrhaftigkeit und das Streben nach einem Leben im Einklang mit der Natur und der Gemeinschaft. Gesundheit ist darin kein Geschäftsmodell, sondern ein Zustand, den man pflegt – für sich und für andere. Der Kern liegt nicht im Profit, sondern im Prinzip.

Gesundheit ist Wissen – es ist da, um gelebt zu werden. Schon aus Achtung gegenüber sich selbst. Ayurveda lehrt das universelle Wissen vom Leben, vom Rhythmus des Körpers, die Anwendung von Kräutern und Pflanzen, die allen offenstehen. Die Umsetzung kostet vielleicht ein paar Euro für ein Öl, ein Gewürz, ein Buch – aber das Wissen selbst ist, gerade heute, frei zugänglich. Für jeden.

Low Budget heißt also nicht billig. Es heißt klug, ehrlich, alltagstauglich und ein bisschen entgegen dem Konsumdruck. Es heißt sich bewusst Zeit zu nehmen, ohne dass der Feed sagt, wie man das macht.
Es heißt: Pausen einbauen, Tee trinken, Ruhe, Entspannung, sich mit seiner Umwelt beschäftigen.

Kein Luxus.

Eine Notwendigkeit.

So geht Low-Budget-Ayurveda im Alltag

  1. Basis statt Sammlung – ein Zungenschaber, ein gutes Öl für Gesicht und Körper, ein paar Grundgewürze, Ingwer, Ghee. Das reicht.
  2. Ätherische Öle bewusst auswählen – lieber zwei bis drei Öle, die dich wirklich begleiten, statt die ganze Kollektion zu besitzen. Was obendrauf, dann nur mit gezielter Absicht.
  3. Routine statt Übertreibung – kleine und wenige tägliche Rituale wirken mehr als zehn komplexe Schritte, die du kaum einmal in der Woche schaffst.
  4. Achtsamkeit integrieren –atmen, kurze Pausen, Tee trinken, ein bisschen bewegen. Nicht für die Instagram-Story, sondern für dich.
  5. Wissen nutzen – Kräuter, Gewürze, einfache Zubereitungen: Ayurveda ist kein Geheimnis, es ist ein Werkzeug, das allen offensteht.

Die Challenge? Jeden Tag – auch für mich.

Die Mittel? Einfach.

Die Wirkung? Unbezahlbar.

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