Der ganz normale galaktische Wahnsinn
Es ist wieder soweit. Trübes Novemberwetter. Super-Vollmond. Und Merkur macht sich bereit, mal wieder rückwärts zu laufen.
Die Zustellbenachrichtigungen in meiner Post-App widersprechen sich stündlich, die Formulare, die noch rechtzeitig ausgefüllt werden wollen, provozieren fast schon wieder einen handfesten Ehestreit – und schlafen?
Sagen wir, der Mond scheint sehr grell.
„Hey, ich kann nichts dafür, Merkur ist rückläufig.“
Klingt gut. Bequem. Entschuldigend.
Ein Freifahrtschein für kleine Alltagsexplosionen, bei denen auch mal was zu Bruch gehen kann.
Aber ehrlich? Es ist schon ein bisschen billig, den Kosmos als Ausrede für die eigene Unruhe herzunehmen.
Sterne mögen ihre Bahnen ziehen, doch sie schreiben keine E-Mails, sie verstecken keine Sachen und kippen auch kein Salz in den Vanillepudding.
Das machen wir schon selbst.
Natürlich – wer sensibel ist, spürt, wenn sich etwas ver-rückt anfühlt.
Wenn Energien unruhig werden, die Nächte seltsam flach sind, Gedanken wie Glühwürmchen herumirren.
Das hat durchaus seinen Platz. Nur: Das ist keine höhere Macht, die uns lenkt.
Es ist eher ein Spiegel.
Ein Hinweis, dass da etwas in uns selbst gerade ein bisschen aus der Bahn geraten ist.
Im Grunde ein Geschenk – näher hinzuschauen, wo es gerade, oder immer noch, hakt.
Kleine Galaxien in der Küche
Heute Morgen ging’s jedenfalls schon gut los.
Die Kaffeebohnen wollte ich gleich in die French Press schütten – hab’s im letzten Moment bemerkt und bin zur Mühle geschwenkt.
Die Milch hätte ihren letzten Platz fast im Tassenschrank gefunden.
Herausfordernde Zeiten erfordern eben ein langsameres Handeln.
Bewusster werden.
Kurz innehalten, bevor der nächste kleine Kosmos in der Küche implodiert.
Und dann, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie sollen – vielleicht einfach schmunzeln.
Über sich selbst, über den Mond, über den großen kosmischen Witz, der da manchmal gespielt wird.
„Du willst’s? Ätsch, bekommst du nicht.“
Vielleicht ist das gar keine Strafe der Sterne, sondern ein kosmisches Augenzwinkern, mal kurz auszusteigen aus dem Automatismus.
Tiefer zu atmen.
Und wieder selbst das Steuer in die Hand zu nehmen.
Denn nein, du bist nicht das Opfer der Sterne.
Aber du darfst trotzdem ein bisschen mit ihnen fluchen, wenn sie dir den Morgenkaffee fast ruinieren.
Und vielleicht, ganz vielleicht, lächeln sie dann zurück.

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