Spanien, ungefähr eine Autostunde hinter Valencia.
An den Straßenseite Orangenbäume soweit das Auge reicht.
Aber keine Blüten und auchkeine reifen Früchte mehr. Es ist Juni.
Nur noch die die dicken grünen Blätter an den Bäumen. Nur Hitze.
Ich wandere in der Plantage, zwischen den kleinen Bäumen.
Die Luft flirrt, der Boden staubt.
Ein paar vergessene Früchte liegen unter den Zweigen. Grün. Unreif. Herb.
Ich hebe eine auf und presse die Schale.
Sie riecht bitter und fruchtig.
Petit Grain ist das Öl des Dazwischens.
Gewonnen aus Zweigen, Blättern und unreifen Früchten.
Kein Neroli. Keine Orange.
Weder Blüte noch reife Frucht – sondern etwas dazwischen.
Ein Zwischenton.
Ein Duft, der weder aufstachelt noch beruhigt – aber beides kann.
Ein Öl für Übergangszeiten.
Wenn man nicht weiß, wo man genau steht –
und trotzdem genau richtig ist, wo man gerade ist.
Ich denke daran, wie es hier im Frühjahr geduftet hat.
Seh mir den Baum genauer an . Alle Teile zusammen ergeben ein Öl.
Blatt. Frucht. Ast. Das Ganze in einem.
Wie oft schneiden wir uns eigentlich selbst in Einzelteile?
Ein Öl wie ein Zwischenraum.
Bedeutet „irgendwie dazwischen“ nirgendwo einen Platz zu haben? Oder ist es eine Zeit in der man sich nicht zuordnen muss. Ein Beobachten, bevor es weitergeht.
Ein kurzes Innehalten zwischen dem jugendlichen, unbeschwerten Abschnitt der war und dem was kommt, die Zeit der Reife, dann wenn die Früchte geerntet werden. Beides, der Rückblick wie die Zukunft, sind in diesem Stadium enthalten und alles ist innerlich irgendwie bekannt und als Information in jeder Zelle gespeichert.
Vielleicht ist es genau das:
ein Innehalten zwischen dem unbeschwerten, jugendlichen Abschnitt,der hinter uns liegt – und der Reife, die vor uns liegt.
Beides ist da. Erinnerung und Ahnung.
Alles ist innerlich irgendwie schon bekannt und als Information in jeder Zelle gespeichert.
Petit Grain bringt nichts ins Lot, es ist das Lot.
Es pendelt nicht hektisch hin und her – es reguliert sich selbst.
Der Erschöpfte findet neue Kraft und der Nervöse wird ruhiger. Ziel ist es, das Pendel leicht schwingend zur Mitte zu bringen und somit zu reifen – im Idealfall zu einer gesunden, leuchtenden, süßen und saftigen Frucht – mit ein bisschen bitter
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