EIGENTLICH
dürfte ich gar nicht mehr schmerzfrei laufen. Eigentlich könnte ich gar nicht mehr im Garten rumwühlen oder ein Glas Gurken aufmachen. Eigentlich müsste ich ganz viel Tabletten nehmen und alle 4 Wochen zum Aderlass. Eigentlich.
Vor ein paar Jahren erhielt ich die Diagnose Rheuma, in Verbindung mit einer Eisenspeicherkrankheit. Eigentlich so ne Geschichte, die nicht heilen kann, und ein paar ganz lästige Langzeitfolgen mit sich zieht.
Jetzt ist es halt so, und ich darf das sagen, dass der Rheumatiker nicht nur an schmerzenden und degenerierenden Gelenken leidet, sondern auch an einer großen Portion Jammerei, Selbstmitleid und sehr gerne Verantwortung abgeben will. Alles ist ungerecht und überhaupt… In meinen Rehas habe ich genug von der Sorte kennengelernt und leider sehr wenige aufgeräumte Menschen, die sich mal wirklich mit der Krankheit auseinandergesetzt und hinterfragt haben.
Ich habe lange Tabletten genommen. Meine Haare wurden dünner, ich war ständig krank und über meine Zähne mag ich gar nicht sprechen. Als mein Mann damals im Urlaub mit Kitesurfen anfing und ich die ganze Zeit vom Strand aus zugesehen habe, hat es mich irgendwann richtig angekotzt und ich habe dort, unter dem Sonnenschirm, den festen Entschluss gefasst, endlich Schluss zu machen und auch so lustigen „Quatsch“ zu lernen. Ich habe meine Tabs abgesetzt, meine Ernährung umgestellt, bin auf Kräuter etc. umgestiegen und habe so gute Ergebnisse erzielt, dass ich meine Erfahrung einfach teilen muss.
Aus der Erkenntnis, ich bin nicht Sklave meines Körpers, entsteht unweigerlich auch der nächste Schritt, ich bin niemandes Sklave. Eine Tablette löst nicht die Ursache meiner Schmerzen, es behandelt vielleicht kurzweilig ein Symptom. Und dies ist eigentlich eine Metapher für alles im Leben. Man muss die Ursache an der Wurzel packen. Ein langer und anstrengender Weg, der es lohnt zu gehen. Ein Weg in die Freiheit, den ich gerne teilen möchte und der mich motiviert dran zu bleiben.