Wenn es im Mai draussen wieder grünt, blüht und im Unterholz raschelt, ist die ideale Zeit für ausgebige (Wald)Spaziergänge. Ich sehe es selbst, wie der Publikumsverkehr meiner täglichen Runden wieder merklich zunimmt. Und natürlich hat der Sonntagsspaziergang mit der Familie oder die tägiche Gassirunde durchaus eine entspannende Wirkung, doch sind wir uns da der Umgebung wirklich bewusst? Nicht umsonst heißt es, wenn man Waldbaden richtig praktizieren möchte, dass man dies alleine tun sollte – in Stille und ohne Ablenkung durch Gespräche oder an Fährten interessierte Hunde.

Mit allen Sinnen die Kraft des Waldes entdecken.

Ziel dieser Übung soll es sein, ein neues und achtsames Walderlebnis zu schaffen, den Verstand zur Ruhe zu bringen, im Wald vollkommen anzukommen und all unsere Sinne zu (re-)aktivieren und zu trainieren.

Sämtliche Stimulationen während unseres Waldbades werden im Stillen ohne Wertung wahrgenommen. Vielleicht gibt es Punkte, wo der Verstand die Überhand behält („ein Stein kann doch nicht nach etwas schmecken“), oder du dich nicht voll und ganz der Sinneswahrnehmung hingeben konnten.

 

 

Sehen

Nimm bewusst deine Umgebung wahr und achte genau auf deinen Weg und die Umgebung.
Bleib stehen und schau dich um.
Welche und wieviele Grüntöne nimmst du wahr?
Betrachte runde Blätter und spitze, dunkle Nadeln, das Muster der Rinde. Entdecke kleine Käfer und Ameisen und werde immer detaillierter. Sieh in die Weite und schätze die Entfernungen.

Tasten

Wie fühlt sich die Baumrinde an: rau, warm, korkig?
Spüre weiche Grashalme zwischen den Fingern und piecksende Tannennadeln.
Benetze deine Hände mit dem klaten Wasser am Wildbach oder bringe die Tautropfen auf den Grashalmen zum Rinnen.

Hören

Welche Geräusche sind zu hören? Das Blätterrauschen, Rascheln im Unterholz, Vogelgezwitscher.
Wie viele unterschiedliche Vögel hörst du?
Gibt es noch weitere Geräusche, wie die Straße am Waldrand, Flugzeug, andere Menschen?

Riechen

An Blättern, Erde, Gräsern und Blüten riechen.
Nimmst du den süßlichen Geruch von verrottendem Laub und den blumigen Duft vom Springkraut wahr? Wie riecht der sonnenwarme Stein, welche Pflanzen erschnupperst du.
Was riecht gut, was riecht unangenehm? Erinnern dich die Gerüche an vergangene Momente?

Schmecken

Wie schmeckt der Grashalm?
Wie schmecken Sauerklee und Fichtenspitzen?

 

 

Wenn du mit all deinen Sinnen durch den Wald gegangen bist, setze dich gerne noch etwas hin und komme mit der Wahrnehmung langsam wieder ins Große Ganze zurück.

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