„Höher, schneller, besser, weiter.

Keine Kompromisse mehr.

Der letzte Versuch, das Leben nochmal herumzureißen.

Jetzt bin ich dran“

 

Inspiriert durch einen Blogartikel und dem Leben, denn man ist ja langsam in dem Alter bzw. kennt ja auch ein paar Leute, kam ich drauf:
Das, lieber Leser, ist die Essenz der Midlife-Crisis Selbstoptimierungs-Lüge.

 

FRAUEN IN DEN 40ern

Es gibt ja einige Formen von Midlife-Crisis. Dennoch beobachte ich gerade bei Frauen zwischen 40 und 50, dass alles nochmals auf den Kopf gestellt wird, von der Einstellung, über die Frisur bis zum Familienleben. Und die Auswahl ist groß. Der spirituelle Bauchladen hält für jede etwas bereit – übrigens mit der Option da auch etwas Kapital herauszuschlagen, denn wir sind ja keine 20 mehr und leben so naiv in den Tag rein. Da der Alte da gerade nicht mehr ganz mitkommt, wird er auch gleich mal aussortiert, denn eigentlich hält uns ja das ganze langatmige Familienleben an Haus und Herd und stört die Selbstentfaltung. Die Kinder sind jetzt auch aus dem Gröbsten raus und ab jetzt keine Kompromisse mehr. Daher gleich mal ein Retreat buchen, aber vorher noch zum Friseur und einen Krisen-Pony schneiden lassen.

 

Ob so eine Hauruckaktion nachhaltig glücklich macht, ist fraglich, aber ein Fünkchen Wahrheit steckt schon drin.
Mit der Zeit hat man das Leben doch ein bisschen kennengelernt. Wer sagt, dass man die Berufswahl, die man als Grünschnabel mit 18 treffen musste, bis zum Ende durchziehen muss? Manche Ansichten haben sich gewandelt und neue Menschen sind ins Leben getreten. Vielleicht ist es auch absehbar, dass man sich von dem ein oder anderen Traum verabschieden muss. Zum Sterben noch viel zu jung, kann man jetzt nochmal was Neues starten – oder vielleicht auch etwas Altes wiederbeleben?

 

HYSTERIE VS. REFLEXION

Älter werden ist vielleicht nicht immer Zucker schlecken, trotzdem gar nicht mal so übel. Ich vermisse in der Tat etwas die körperliche Leichtigkeit vergangener Tage, dennoch bin ich im Frieden mit mir und denke, im Großen und Ganzen dort angekommen zu sein, wo mich das Leben hinzieht. Von Außen betrachtet, mag des manchen in meinem Umfeld verwundern, aber wer sagt, dass Entfaltung nur im Außen stattfindet und physisch erst ab 100 km vom Wohnort anfängt? ;-)

Aber es kommt natürlich auch auf den jeweiligen Standpunkt des Einzelnen an.

Wenn ich die Einstellung vertreten würde, dass mir das Leben gerade wie Sand durch die Finger rieselt, kann da schon Hysterie aufkommen. Die Folge wäre mein Egotrip zu fahren, alles hinzuwerfen und nochmal irgendwo neu anzufangen. Vielleicht verkaufe ich ja ätherische Öle, da soll ja ein Markt da sein ;-) (In der Neoeso-Blase übrigens ein gängiger Weg zur vermeintlichen Selbstermächtigung.)

Oder ich reflektiere, was ich habe, wer ich bin und was ich will. Ganz wichtig:  ich überlege woher die Ideen über mich und mein Leben kommen. Sind das überhaupt meine eigenen oder projiziert da jemand gerade seine eigenen (nicht erfüllten) Wünsche und Ansichten auf mich drauf? Dann ist das nicht meine Krise und die muss ich auch nicht erfüllen.

 

PRAKRITI

Parkriti bedeutet die (Ur-) Natur, die Grundform bzw. im Ayurveda die ganz individuelle Konstitution (Balance), mit der wir auf die Welt gekommen sind und die unser ideales gesundes Sein (Körper & Geist) ausmacht. Wenn wir dieses Prinzip anerkennen, verstehen wir uns in manchen Punkten besser. Da ist die Gefahr, mit 45 vom Wahn der Selbstoptimierung, planlosen Neuorientierung und den 1000 Fragen erwischt zu werden, gar nicht mehr soooo groß.

Hach, was für eine Befreiung :-)

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